Dietrich Brüggemann: „Ich war selber immer links, finde die Linken aber immer autoritärer“

Foto: Dietrich Brüggemann:
Dietrich Brüggemann in seinem Video für #allesdichtmachen

 

allesdichtmachen Mitinitiator und Star-Regisseur Dietrich Brüggemann berichtet im ausführlichen Interview mit Marcel Malachowski erstmals über die wahren Beweggründe der Aktion

Der bayerische Spielfilm-, Theater- und TV-Regisseur Dietrich Brüggemann, der seit der Video-Aktion nur noch mit sehr ausgewählten Journalisten spricht und zuvor nur SternTV ein Interview gab, war gemeinsam mit anderen Mit-Erfindern („Der Impuls kam aus einer Gruppe!“, so Brüggemann heute), Ideengeber, Skript-Autor und Co-Koordinator der Promi-Aktion allesdichtmachen, die zu ungewöhnlich heftigen Reaktionen in Politik und Gesellschaft, aber vor allem im Kulturbereich führte. Großen Zuspruch und Verteidigung erfuhr die Aktion aber auch, von Politikern aller großen Parteien von CDU bis Linke und von renommierten Virologen.

Zuletzt 2021 lief in der ARD sein „Tatort: Das ist unser Haus“, der ein entlarvendes Soziogramm zeichnet über Rassismus, Selbstgerechtigkeit, Korpsgeist, Doppelmoral, Prüderie, Arm/Reich-Segregation und Vorurteile scheinbar Aufgeklärter in einer scheinbar politisch korrekten und gegenderten, aber ausländerfreien, schwäbischen Hausgemeinschaft von „Lifestyle-Linken“ (Sahra Wagenknecht). Der HFF-Absolvent Brüggemann gewann u.a. den Silbernen Bären für das beste Drehbuch auf der Berlinale 2014 und den Deutschen Fernsehpreis.

 

„Das klingt radikal, sollte aber selbstverständlich sein“

Mal ehrlich, Herr Brüggemann, war das den ganzen Ärger wert? Es hat sich ja durch Ihre Kunst-Aktion nichts verändert … Oder doch?

Dietrich Brüggemann: Ich glaube, doch. Der Groschen fällt langsam, und die eigentliche Botschaft der Filme sickert erst allmählich ein: Gutsituierte, gutaussehende, medial bekannte Testimonials verkaufen dem Volk den Lockdown als etwas Nettes und Harmloses. Diesen Mechanismus haben wir abgebildet. Ganz einfach. Sehr viele Leute haben das verstanden und schicken uns Dankesbriefe, und das sind ganz normalen Menschen, die eingehend und oft herzzerreißend schildern, wie die Situation sie und ihr Umfeld auf tausend Arten fertigmacht.

Überschätzen Sie nicht die Wirksamkeit von Kunst? Genau, wie Politiker ihre Handlungsfähigkeit überschätzen …

Dietrich Brüggemann: Die Wirksamkeit von Narrativen, und nichts anderes ist Kunst, kann man gar nicht unterschätzen. Was wäre die Menschheitsgeschichte ohne Religionen? Was wäre das 20. Jahrhundert ohne Kino und Popmusik? Was wäre die Geschichte ohne Radio, Zeitung und Propaganda? Menschen folgen Ideen und Emotionen. Beides gelangt aber überwiegend nicht durch eigenes Erlebnis, sondern per Kommunikation in die Köpfe. Und diese Kommunikation ist heutzutage weitestgehend medial. Dass Kunst hier eine ungeheure Wirkung haben kann, hat allesdichtmachen ja gezeigt.

Die Handlungsmacht von Politikern steht allerdings auf einem anderen Blatt. Der Gedanke, man könnte so etwas Komplexes wie eine Pandemie „managen“, erscheint mir wie eine Selbstüberschätzung der Politik. Sie müsste dafür in jede Wohnung hineinregieren. Das versucht sie zwar – einerseits mit detailwütigen, widersprüchlichen Regelwerken, andererseits mit wohlmeinender Kommunikation –, aber die Leute machen am Ende trotzdem mehr oder weniger, was sie wollen. Und das Virus macht auch, was es will. Politiker sollten hier ihre Machtlosigkeit bekennen, und dann könnten wir als Gesellschaft gemeinsam über einen fundamental anderen Ansatz nachdenken.

„Twitter ist eine Plattform des Lynchmobs“

Könnten Sie denn mal in wenigen Sätzen zusammenfassen: Was konkret stört Sie an der Corona-Politik der Bundesregierung? Was stört Sie an den Medien?

Dietrich Brüggemann: Mich stört der grundlegende Ansatz: Ich, die Regierung, sage Dir, dem Volk, was Du zu tun hast. Das klingt erstmal radikal, sollte aber eigentlich selbstverständlich sein. Es war im Umgang mit Krankheiten nämlich immer so. Demokratie baut auf dem optimistischen Gedanken, dass Menschen ihr Leben als Individuen und Gesellschaft selbst gestalten können. Daran glaube ich weiterhin, und daran glaube ich auch bei Corona. Spätestens nach einem Jahr sind die Leute pandemieerfahren und können das.

Es gibt in den Niederlanden Modellstädte, in denen man sämtliche Verkehrsschilder entfernt hat und alle Verkehrsteilnehmer gehalten sind, das Richtige zu tun. Das funktioniert dort unglaublich gut. Eine ähnliche Modellstadt wünsche ich mir jetzt für Corona: Wir nehmen irgendeine deutsche Mittelstadt und setzen für drei Wochen alle Regeln aus. Jeder macht, was er für richtig hält. Wenn ich gestern in der Kneipe ohne Hygienekonzept war, sage ich das heute meiner Oma und sie entscheidet, ob sie mich ohne Maske sehen will. Und so weiter. Ich glaube, dieses Modell hätte eine nicht zu unterschätzende Kraft. Es würde den Leuten die Handlungsmacht über ihr Leben zurückgeben, und das ist bitter notwendig. Und zur Rolle der Medien habe ich einiges auf meinem Blog geschrieben.

Aber auf Twitter bezeichnen Sie Ihre Kritiker als „faschistoide“ und als „Lynchmob“ … Auch, wenn Massenmedien und Menschen immer zum Konformismus neigen, so sind doch von faschistischen Lynchmobs seit dem Mauerfall über 300 Menschen ermordet worden, Migranten, Punks, Wohnungslose, Sie selber leben aber noch … Ist Lynchmob also nicht übertrieben?

Dietrich Brüggemann: Ich war am Anfang wirklich sprachlos, was über uns hereinbrach. Aber ich schaue mir das seit Jahren an und bin sprachlos. Natürlich ist Twitter eine Plattform des Lynchmobs. Oder wie soll man das sonst nennen, wenn hunderttausend Leute im Schutz der Meute den Tod einer Schriftstellerin fordern? Der soziale Tod ist ja im emotionalen System von uns Menschen gleichbedeutend mit dem realen Tod. Und „faschistoid“ ist ein Begriff, der seit Jahrzehnten von links gegen alles Mögliche in Stellung gebracht wird.

Ich war selber immer links, finde die Linke aber in den letzten Jahren selber immer, nun ja, sagen wir: diktatorischer und autoritärer. Terroranschläge und Straftaten aus dem rechten Milieu sind auf eine ganz andere Art entsetzlich, aber sie waren zumeist nicht Produkt eines Mobs, sondern geplante oder impulsive Einzel- bis Gruppentaten. Einen Mob hatten wir zum Beispiel in Rostock-Lichtenhagen und in Freital. Auch islamistische Anschläge werden hierzulande nicht von Mobs verübt, sondern von Einzelnen. Der Lynchmob als soziales Phänomen hat sich tatsächlich in die sozialen Medien verlagert. Das sollten wir klar sehen und überlegen, wie wir damit umgehen.

„Wer mir vom rechten Rand zujubelt, der ist mein Gegner“

Corona ist ja sowohl weltweit als auch in Deutschland eine Krankheit der Armen … In einigen Städten in NRW gibt es Inzidenz-Differenzen zwischen Eigenheim-Vierteln und armen Stadtteilen von tatsächlich 1 bis über 500. Warum legen denn die Querdenker nicht ihr Augenmerk darauf? Das ist doch das eigentliche Problem: die Ungerechtigkeit … Auf Twitter schreiben Sie an Ihre Kritiker sinngemäß: Euch war der Tod anderer immer egal. Aber sind einige derer, die Ihnen zugejubelt haben, nicht die falschen Partner für den Kampf gegen den vermeidbaren Tod durch gesellschaftliche und materielle Umstände, den Sie nachvollziehbar anprangern?

Dietrich Brüggemann: Ich kann Ihnen nicht sagen, warum die „Querdenker“ irgendwas machen oder nicht machen. Ich weiß leider nicht, wer das ist. Und mir ist auch nicht klar, warum ich immer über diesen unklaren Kampfbegriff reden muss, wenn ich eigentlich über das Problem reden will, das wir haben. Gerade zu Arm und Reich habe ich einiges zu sagen, und da werde ich auch allmählich wütend.

Also: Natürlich ist das so. Das ist bei Epidemien immer so. Das wusste man auch schon vor einem Jahr – massive Ausbrüche in der Pariser Banlieue und immer da, wo arme Leute mit schlechter Gesundheit eng aufeinander sitzen. Allein schon deswegen ist der grundlegende Ansatz von Lockdown, Staatsmacht und Polizei falsch. Gerade in diesen Vierteln haben die Leute nämlich von der Polizei noch nie irgendwas Gutes erlebt. Polizeieinsatz erzeugt hier nur Reaktanz. Hier bräuchte man Aufklärung und Sozialarbeit, nicht autoritären Lockdown.

Menschen in beengten Wohnungen einsperren, in denen sie sich nicht aus dem Weg gehen können, und ihnen alles an sozialer Interaktion wie Kneipe, Sport etc. wegnehmen, das den Druck mildern könnte – muss ich wirklich noch wertend kommentieren, wie ich das finde?

Der Tunnelblick, mit dem fast die gesamte Medienwelt aus ihrer privilegierten Position den immer härteren Lockdown fordert und diese Seite komplett ausblendet, erscheint mir als das viel größere Problem. Und wer mir vom rechten Rand zujubelt, der ist trotzdem nicht mein Partner, sondern mein Gegner, dem will ich dieses Thema nämlich wegnehmen. Das hat ja schon mal geklappt: Im Frühjahr 2020 war Corona-Panik ein Thema der AfD. Einstimmig wurden die Rechten für ihre Panikmache über dieses „harmlose“ neue Virus getadelt. Dann hat der Mainstream ihnen das Thema weggenommen. Hat es der AfD genutzt? Nein. Also machen wir es doch einfach nochmal.

Ihren Blogeinträgen schon vor allesdichtmachen merkt man an, dass Ihnen vieles an der Gesellschaft nicht passt … Was „kotzt“ Sie denn am meisten an? Sind nicht die größten und einzigen Probleme in der Welt Armut, Ausbeutung und Ungerechtigkeit?

Dietrich Brüggemann: Es gibt nie das größte und einzige Problem. Das wäre Komplexitätsverweigerung, so zu denken. Ein zentrales Problem heißt: Macht. Macht ist eng verzahnt mit Geld. Macht steckt aber auch in Traditionen, im Patriarchat, im Imperialismus und den Spuren, die er hinterlässt, in amerikanischer, russischer und auch chinesischer Dominanzpolitik.

… Deutschland ist aber auch nicht ohne Einfluss, eines der mächtigsten Länder der Welt …

Dietrich Brüggemann: Und die großen Internetkonzerne sind auf eine andere Art längst mächtiger als Staaten. Ein weiteres Problem lautet: Konsum. Seit Jahrzehnten wissen wir, wie fatal unsere Wegwerfgesellschaft ist. Aber haben wir irgendwas geändert? Nein. Es wird im Gegenteil immer schlimmer. Auf H&M folgt Primark und dann Asos. Unser Wissen über das Problem integrieren wir in den Konsum, indem wir „nachhaltige“ Produkte und Elektroautos konsumieren, anstatt den Konsum selber zu hinterfragen.

„Sahra Wagenknecht spricht eine Wahrheit aus“

Warum wurde das Thema Armut, Tod durch Armut und existenzielle Verzweiflung durch unverschuldete Armut denn in den Videos nicht direkt, offensiv und anklagend thematisiert? Hätte das nicht Glaubhaftigkeit verliehen? In SternTV sprachen Sie das Thema ja dann an … Aber zuvor wirkte es eher doppelmoralisch wie die Aktionen des DFB gegen die WM in Qatar …

Dietrich Brüggemann: Das Thema steckt doch in vielen der Videos. Eine der Figuren in den Clips spricht ganz direkt von ihrer magersüchtigen Tochter, die sich möglicherweise schon umgebracht hat. Hätten wir immer die maximale Drastik gewählt, dann hätte wäre uns glaube ich noch viel stärkerer Gegenwind entgegengeschlagen. Die Zynismus-Vorwürfe wären dann noch viel lauter geworden. Die Spots sind bewusst moderat, ja fast schon harmlos – eben, um die Leute nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern zum Denken anzuregen.

Sie selber leben ja in Kreuzberg. Mögen Sie eigentlich Linke? Sahra Wagenknecht bezeichnet sie ja als selbstgerecht und hat dafür auch gute Argumente … Sie sagt, Linke seien nicht links, sondern nur noch Besitzstandswahrer, die ihr eigenes Luxusleben mit der Moralkeule verteidigen …

Dietrich Brüggemann: Ich mag erst mal alle Menschen, die meine grundlegenden Werte von Frieden, Freiheit, Gleichheit und Solidarität teilen. Und die in der Lage sind, einen offenen Diskurs zu führen, in dem der andere Recht haben könnte und man einander zuhört. Diese Menschen finde ich oft links, also in meinem eigenen Milieu, aber wenn ich in 23 Jahren beim Film eins gelernt habe, dann, dass man überall tolle Menschen findet. In jedem Milieu und in jeder Ecke findet man Leute, mit denen man kommunizieren und sich gewinnbringend austauschen kann. Sahra Wagenknecht schätze ich in der Tat, und ich glaube, sie spricht da eine Wahrheit aus.

„Gewalt als Antwort auf Antisemitismus ist manchmal gerechtfertigt“

Sie äußern ja zumindest indirekt Sympathie für die Querdenker … Mittlerweile gibt es aber glaubhafte Hinweise und auch Beweise dafür, dass sich die Initiatoren mit judenfeindlichen Reichsbürgern und Selbstverwaltern und auch Neo-Nazis trafen zur gemeinsamen Planung und dass die Telegram-Mobilisierung über Personen läuft, die persönlich engen Kontakt etwa zur Nazi-Partei Der III. Weg haben … Ist das kein Problem für Sie?

Dietrich Brüggemann: Ich glaube, dazu habe ich zuvor schon alles wesentliche gesagt. Diese ständigen Abgrenzungsreflexe und Kontaktschuld-Trigger bringen uns nicht weiter. Wenn Sie Veganer sind, dann sympathisieren Sie ja in einem bestimmten Teilgebiet auch schon mit Attila Hildmann. Wenn Abgrenzung Ihr höchster Wert ist, dann müssen Sie sich jetzt vom Veganismus verabschieden. Wenn es Ihnen hingegen um Inhalte geht, sollte Ihr Ziel vielleicht eher sein, Herrn Hildmann den Veganismus wegzunehmen. Das hat sich durch Hildmanns Verhalten glücklicherweise schon selbst erledigt, kein Mensch denkt mehr bei seinem Namen an Veganismus.

Bei Lockdown-Kritik bin ich mir felsenfest sicher, dass hier ein sehr großer Teil der deutschen Bevölkerung sehr viele Fragen hat. Laut repräsentativen Umfragen fanden 30% der Deutschen unsere Aktion gut bis sehr gut. Wenn das wirklich 25 Millionen Neonazis sind, dann kann man nur noch auswandern. Aber ich halte das für unwahrscheinlich.

Judenfeindliche Straftaten stiegen im letzten Jahr aber deutlich an … Was würden Sie selber jemandem entgegnen, der erzählt, die Rothschilds – damit sind ja alle Juden gemeint – steckten hinter Corona, um The Great Replacement zu organisieren? Ihr Kollege Woody Allen empfahl ja richtigerweise den Baseballschläger als wirksames Notwehr-Mittel gegen Judenhass …

Dietrich Brüggemann: Wer mir so etwas erzählt, dem würde ich entgegnen, dass er da ziemlich sicher falsch liegt. Bei Woody Allen ist die Lage kompliziert, denn er wurde ja gecancelt, obwohl es bekanntlich keine Cancel Culture gibt, also fühle ich mich einerseits geehrt, dass Sie ihn als Kollegen von mir bezeichnen, bin mir aber zugleich unsicher, ob ich mich da in gefährliche Nähe zu einem von der öffentlichen Meinung verurteilten Sittlichkeitsverbrecher begebe.

Seine Empfehlung mit dem Baseballschläger ist eine Aufforderung zu Gewalt, davon distanziere ich mich, andererseits halte ich Gewalt als Antwort auf Antisemitismus manchmal für durchaus gerechtfertigt, aber wenn Woody Allen sie fordert, dann muss ich mich vielleicht doch zuvörderst von Woody Allen abgrenzen.

Sie sehen: Der Abgrenzungs-Eiertanz wird spätestens bei mehr als zwei Teilnehmern unmöglich. Daher rede ich lieber über Inhalte und sage: Verschwörungstheorien sind Blödsinn. Ganz nebenbei finde ich übrigens interessant, dass die hier kursierenden Verschwörungstheorien gar nicht direkt antisemitisch sind, denn die Hauptakteure sind Bill Gates, ein klassischer WASP, sowie der Deutsche Klaus Schwab, der einen guten Bösewicht im James-Bond-Film abgeben würde, und schließlich China. Das scheint mir eine Weltneuheit zu sein. Genau kann ich es aber nicht sagen, denn ich beschäftige mich nicht eingehend mit Verschwörungstheorien. Interessanter erscheint mir die Frage, was hier und jetzt zu tun ist.

„Wer Menschen abwertet, der ist nicht wählbar“

Gewollte Missverständnisse können natürlich durchaus berechtigter Teil situationistischer Kunst sein … Aber im Nachhinein: Würden Sie einiges in den Videos heute anders machen?

Dietrich Brüggemann: Ich habe sie ja nicht allein gemacht. Ich müsste mir Änderungen überlegen und diese in die Gruppe tragen. Die Gruppe müsste sich dazu verhalten. Vielleicht würde dabei herauskommen, dass die Aktion überhaupt nicht herauskommt. Man kann es nicht wissen. Vermutlich musste alles so passieren, und ich solidarisiere mich mit allen Beteiligten, egal was sie jetzt tun.

Denken Sie denn aber, dass auch Sie selber wieder für die ARD arbeiten dürfen?

Dietrich Brüggemann: In einer Gesellschaft, in der das so läuft, in der würde ich gar nicht mehr fürs öffentliche Fernsehen arbeiten wollen. Ich glaube aber, das ist kein Problem. Ich hatte über die Jahre mit vielen Redakteurinnen und Programmgestaltern zu tun. Das waren allesamt kluge, integre Menschen, die in der Lage sind, ihren eigenen Kopf zu benutzen, keiner Meute zu folgen, und die die Kunst gerade auch in der Kontroverse respektieren und schätzen.

Welche Partei wählen Sie denn im September?

Dietrich Brüggemann: Wie immer: Alles außer Nazis. Und zwar auf inhaltlicher Basis. Wer Menschen dehumanisiert, ausgrenzt und abwertet, der ist nicht wählbar. Ansonsten muss es jetzt, glaube ich, darum gehen, die Anliegen breiter Bevölkerungsschichten wieder in die bestehenden Parteien hineinzutragen. Also wäre es vielleicht gut, nicht nur wählen zu gehen, sondern sich zu engagieren. Vielleicht führt Corona ja zu einer Repolitisierung des Einzelnen. Und das fände ich schön.


Die Redaktion hat einen Teil der Einleitung am 5.5. gelöscht, die einige unbelegte und ungerechtfertigte Zusammenhänge hergestellt hat, insbesondere was Paul Brandenburg betrifft. Wir bitten um Entschuldigung. (18:18 am 6.5.)

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17 Kommentare

  1. Die Anti-Nazi-Opferschutzorganisation RIAS bezichtigt Querdenken daher der Schaffung von „Gelegenheitsstrukturen für zuvor schon latenten Alltags-Antisemitismus“ mit scheinbar unverdächtigen, aber antisemitischen und auch anti-queeren Codes und Chiffren („Gib Gates keine Chance!“) und einer Bildsprache, die seit den Pogromen im Mittelalter bekannt ist.

    Anscheinend bin ich zu bloed diese Chiffren zu entchiffren. Kann mir jemand erklären warum „Gib Gates keine Chance“ antisemitisch und oder antiqueer ist? Soweit ich weiß ist der weder queer noch jüdisch. Eher assoziiere ich damit das gute alte „eat the rich“. Aber wenn Monopolkapitalisten mit größeren Vermögen als weite Teile der Weltbevölkerung jetzt irgendwie links sein sollen habe ich wohl etwas grundsätzliches nicht verstanden. Bis jetzt dachte ich die haben einfach nur etwas mehr in PR investiert.

  2. Wer auch immer diese „ Interview-Einführung“ verfasst hat, leider entweder an einer paranoiden Psychose oder er agiert bewusst bösartig. So viele Verschwörungstheorien in einem so kurzen Text quetschen zu können ist schon ein Kunststück. Bravo!

  3. Die „Recherchen“ verschiedener Medien sind übelste Diffamierungen nach dem Motto: Der Freund von dem ging auf einer Demo vor einem besonders diesen Medien bekannten Rechten und ist nicht gleich schreiend aus der Demo gerannt.
    Was hier aufgefahren wird an Unterstellungen, auch gegen Brandenburg, ist Rufmord.
    Offenbar wollen selbst alternative Medien unbedingt mit am großen Tisch abseits der Schmuddelkinder sitzen und müssen gleich mal die Distanzierungs/Diffamierungs-Suada ablassen, bevor ein einigermaßen differenziertes Interview veröffentlicht wird.

    Auch ich, als jemand die mit 16 Jahren zu ihrer ersten Demo- gegen die Notstandsgesetze (sic!)- aus der Schule heraus ging (es folgten im Laufe der Jahrzehnte Dutzende weitere Demonstrationen) wurde auf einem Schweigemarsch von hysterischen „Antifas“ als Nazischwein beschimpft und jeder Versuch, ins Gespräch zu kommen, wurde mit frenetischem Topfgeklapper und Gekreische beantwortet. Weit und breit war kein Rechter zu sehen, zumal man nicht in Köpfe schauen kann.
    Wer sich hier undemokratisch gebärdet, sind eindeutig die „Antifas“, die offenbar ihre Liebe für einen totalitären Staat entdeckt haben.
    Und der Tagesspiegel, den ich sogar mal abonniert hatte, mit seinem antideutschen „Antischwurblerrechercheteam“, das wahrscheinlich aus S.Leber, Geiler &CO. rekrutiert, entwickelt sich immer mehr zum Hetzblatt gegen Kritiker der Maßnahmen.

  4. Ich ertrage dieses tumbe „Gewaltdogma nicht!

    „Ein Schlag ist nicht zwangsläufig ein Akt der Gewalt. Er kann auch ein Akt der Liebe sein. Nämlich dann, wenn mehr Gewalt außen vor bleibt.“

    Wer hat das noch gleich gesagt?
    Ach, ja. Der Dalai Lama. 2014, anlässlich seines Deutschlandaufenthaltes.

    Evtl. mag der Eine oder die Andere hier mit weiterdenken und sich fragen:
    Wem nutzt das Gewaltdogma faktisch?

    Und was ist das, wenn mein Sohn vergewaltigt wird, ich das mitbekomme, den Täter von meinem Sohn reiße, weil ich keine andere Möglichkeit ihm zu helfen erlebe, und der Täter mit dem Kopf auf einen Stein landet und stirbt?

    Ist das Ein Akt der Gewalt?
    Ist es ein Akt der Liebe?

    Würde mich ein Gericht hier des Totschlags verurteilen?
    Ist das Notwehr?
    Ist es ein Verteidigungsexzess?

    Ja, es müsst mir nachgewiesen werden, dass ich kein milderes Mittel nutzen konnte.
    Wegdiskutieren hätte ja vielleicht auch geklappt…

    Akt der Gewalt oder Akt der Liebe?
    Nichts ist, wie es scheint.

    Aber jedes Dogma ist eine miserable Ent-SCHULD-igung, denke ich.
    Yin und Jang. Aus dem Tag wird die Nacht. Ein Soldat der vom Krieg nach Hause kommt und Mönch wird… – Das Leben hat so viele Facetten.

    Und wir lassen uns dank Dogmen unterjochen, die evtl. allein dafür da sind, um uns weiterhin ausbeuten zu können?

  5. Da hat sich wundersamerweise die bösartig diffamierende Einleitung plötzlich in Luft aufgelöst. Vor 10 – 15 Minuten war sie noch da. Für alle, die sie nicht mehr lesen können. Die Einleitung lautete sinngemäß – in mehrere Sätze verpackt – so. Der ist ein „Querdenker. Nazi. Antisemit!“ … and repeat … „Querdenker, Nazi, Antisemit!“ … und noch ein letzes Mal: „Querdenker, Nazi, Antisemit!“

  6. Wenn dieser ganze Corona-Wahnsinn für mich trotzdem eine gute Seite hat, dann ist es die Erkenntnis, welch faszinierende Meinungsvielfalt (= alternative Medien) abseits der Altpresse existiert, und die Tatsache, dass ich Menschen wie Dietrich Brüggemann (medial) kennenlernen durfte.

  7. Ich hatte die „Buchkomplizen“ bisher für differenzierter denkend wahrgenommen, bis ich diese seltsame, fremdkörperartige und jetzt wundersam verschwundene Einleitung gelesen hatte, Erster Impuls: Bestellungen stornieren, Kundenkonto löschen. Nun ist der Absatz weg, da hat wohl doch noch bei jemandem das Denken wieder eingesetzt…

  8. Die „ Interview-Einführung“ verweist auf eine , seit Jahren anhaltende, unsägliche Antisemitismus-Vorwurfs-Debatte, die den Antisemitismus-Begriff zur Worthülse hat verkommen lassen, siehe

    „Wie Rufmord heute funktioniert“
    https://medienblog.hypotheses.org/5879

    „Antisemitismus – Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“,
    vom israelischen Historiker/Soziologen Moshe Zuckermann

    Eine der Absurditäten zum Antisemitismus-Vorwurf spiegelt sich in der „Causa Mbembe“.
    https://www.deutschlandfunk.de/solidaritaetsbrief-fuer-achille-mbembe-vergleich-bedeutet.691.de.html?dram:article_id=475977

    Dass nun ‚deutsche Befindlichkeiten‘ und weitere unklare Motive auf QuerdenkerInnen-Demos projiziert werden, legt den Verdacht nahe, dass es bei dieser „Corona-Krise“ um mehr gehen dürfte als um Gesundheitsschutz.

  9. Sehr aufschlussreich dieser Nachdenkseiten-Artikel
    #allesdichtmachen: Die Manipulation von „lechts“ und „rinks“
    in dem Tobias Riegel u.a. schreibt:

    „Die standhaft gebliebenen Künstler der Aktion #allesdichtmachen haben in ein Wespennest gestochen. Nochmals Danke dafür. Umso hektischer wird nun versucht, von ihren Inhalten abzulenken und statt dessen mit Vorwürfen der „Kontaktschuld“ die persönliche Reputation der Beteiligten anzugreifen.“

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=72153#more-72153

  10. Brüggemann ist einer der wenigen Lichtblicke der etablierten Medienwelt. Damit meine ich sowohl seine Aktion #allesdichtmachen, als auch die klugen Interviews, die er gibt. Wenn das das Level wäre, auf dem hier eine Debatte zu kontroversen Themen stattfindet, dann müssten wir uns über bornierten Extremismus, egal welcher Couleur keine Gedanken machen. Die Frage, die sich stellt: Wer oder welche Gruppen und Mechanismen verhindern das?

  11. Ich kann mich da dem Kommentar vom „verwirrten Linken“ nur anschliessen. Ich kann es auch nicht nachvollziehen.
    Insgesamt zeichnet sich dieses Interview (besonderen Dank an Herrn Brüggemann für die Aktion und die sachlichen und argumentativen Antworten) durch gruselige Fragestellungen aus. Da ist aber jemand (der Fragensteller) ganz tief in den Kübel gefallen, in dem er selber alles zusammengerührt hat bzw. von anderen hat rühren lassen. Seit Anbeginn der Querdenken- und anderer Demonstrationen wurde in den allermeisten Medien überhaupt nicht differenziert hingesehen, wer das welches Anliegen hat, sondern alles in einen Topf geworfen: Leute, denen die Massnahmen einfach nur überzogen und nicht plausibel erscheinen; Leute, die hektisch entwickelte und unausgereifte Impfstoffe skeptisch gegenüberstehen; Leute, die die Art des politischen Managements kritisieren und die Chance genutzt sehen wollen, etwas vom Kopf wieder auf die Füsse zu stellen… Ich bin sicher, diese Menschen machen immer noch die Mehrheit unter den Demonstranten aus. Aber statt diese Menschen in ihren Anliegen zu sehen, wird auf einzelne geguckt, die mit der falschen Flagge oder dem falschen Parteilogo herumrennen, die schlecht formulierte Schilder mit sich tragen, oder wirklich abstruse Ideen/Gedanken/Theorien von sich geben. Die werden in der allgemeinen Darstellung in den Vordergrund gerückt und als stellvertretend für die Masse der Demonstranten dargestellt. Da entstehen in der Darstellung Assoziationsketten von Demonstrant = Querdenker = Verschwörungstheoretiker = AfD- bzw. Trump-Sympathisant = Nazi = Antisemit. Alles in einen Topf und umgerührt! Und keiner macht sich die Mühe, da noch zu differenzieren. Auch Herr Malachowski lässt hier dieser Assoziationskette in seinem Kopf freien Lauf. Es ist ja dann so schön einfach, sich moralisch überlegen zu fühlen.

    Ich bin immer gerne in die Fankurve meines Lieblingsfussballvereins gegangen. Wenn das wieder möglich wird, muss ich mich dann auch schon auf dem Hinweg von den Hooligans einen Block weiter distanzieren, um nicht selber als solcher hingestellt und ausgegrenzt zu werden? Oder darf ich dann schon nicht mal mehr ins Stadion, weil ich dann ja „Seit‘ an Seit‘ “ mit den Hooligans stehe? Aber wenn alle nur wegen einem halben Stadionblock voll Hools nicht mehr zum Fussball gehen – wer bestimmt dann die Atmosphäre und die Gesänge dort?

    Was viele, die jetzt auf die Videomacher und Demonstranten mit der Moralkeule einschlagen bzw. die andersherum die ängstlichen und besorgten Mitmenschen als dumme „Schlafschafe“ abwerten, vergessen ist: Irgendwann wird diese Pandemie zu Ende sein. Und dann will man auch wieder ein halbwegs normales und harmonisches Leben führen und mit anderen auskommen. Wie wollt Ihr denen, die Ihr jetzt so beschimpft, in die Augen sehen? Wollt Ihr in fünf Jahren immer noch vor jedem Gespräch abklopfen „wie hältst du’s mit Corona?“ und abhängig von der Antwort entscheiden, ob Ihr diese Person als akzeptabel annehmt oder sie in Bausch und Bogen ablehnt und für „nicht satisfaktionsfähig“ haltet???

  12. Von den „Buchkomplizen“ hätte ich erwartet – nein, von einem linken Verlag ERWARTE ich, dass man VOR einer Interview-Einführung das linke Hirn einschaltet, anstatt dem unerträglichen Mainstream-Diktat das Wort zu reden mit unbewiesenen und rufschädigenden Unterstellungen, den zurzeit „allgemein-gültigen“ Totschlagargumenten.

    Dem wohlwollenden Satz von Philip Jeromin „…da hat wohl doch noch bei jemandem das Denken wieder eingesetzt…“ möchte ich nicht folgen, denn: erst nachdenken, dann schreiben.
    Ich denke vielmehr, dass jemandem aufgefallen ist, dass diese Einführung weder zum Interviewten passt, noch dem Klientel eines linken Verlags gerecht wird, also nicht mit linkem Bewusstsein vereinbar ist und somit geschäftsschädigend wirken kann und und evtl. eine Anzeige wegen Rufschädigung ins Verlagshaus flattern könnte…

    Auch wenn die Einführung nun gelöscht ist – sie wurde gelesen…

  13. Ach naja… insgesamt ziemlich wolkiges, unterkomplexes Geraune, das größtenteils um sich selber kreist. Kann man machen, muss aber auch nicht.

  14. Schöne Vermarktungspropaganda für die Hufeisen-Politikerin Wagenknecht. Und ansonsten ein leider sehr zusammengestammeltes, in sich wirres und widersprüchliches Interview eines Künstlers, dem man nicht erst nach diesem Interview wünscht, dass er erstmal sich selbst in seinen Erwartungen an andere und sich selbst auslotet, ehe er sich der Ausrichtung von Gesellschaften versucht. In welch frucht- und furchtbaren Schoss das fällt, zeigen viele Kommentare und Links zum Interview, die mich in Gänze noch fassungsloser zurücklassen. Unterstellungen, Mutmaßungen, (bewusst) falsch hergeleitete Vergleiche und Gegenüberstellungen – und natürlich oft und immer wieder mit einher gehend – irgend etwas Großes, was permanent alles irgendwie steuert… Gute Besserung.

  15. @ Anna, ming Droppe!

    Das war nun sehr sehr langer Kommentar, um die offensichtlichen Zusammenhänge wegzureden. Sie sind offensichtlich, weil man sich im Querdenker-Medium Nr. 1 (Telegram) monatelang durch die vom 3.-Weg-Freund „Frank dem Reisenden“ aufgebauten und vernetzten Gruppen, Kanäle und Plattformen klicken konnte, wo man mit zwei bis drei Klicks von Friede-Freude-Eierkuchen-Gruppen in neofaschistische Strukturen gelangt. Und deren Beitrag suppt mit Verlinkungen der Primärquelle immer wieder zurück in die Heiopei-Gruppen.

    Wer sich dort dann daran reibt und das auch verteidigt, wird sehr schnell für das gesamte Netzwerk gesperrt. Es herrscht in diesen Gruppen nämlich ein Verbot sogenannter „Spaltung“, wozu selbst das Ablehnen irgendwelcher eindeutigster Fascho-Propaganda gehört – das ist dort der Stand der Meinungsfreiheit à la Querdenken. Und die quergeposteten Inhalte kommen oft mit Bezug auf Q/Trump/Pädophilie/Adenochrom, Nationalismus und Geschichtsrevision und auch antisemitische Hetze daher (gerne mal gegen Soros, in tieferen Teilen der Strukturen aber auch gegen die komplette Gruppe).

    Das heißt m.E. noch nicht, dass alle Querdenker auch Faschisten sind, aber das heißt mindestens, dass sie sich in eine von Faschisten hierarchisch gegliederte, administrierte und mit Regeln versehene Struktur begeben und sich auch kein bisschen daran stören, dass die Faschos sie täglich mit Fakes, Verzerrungen, Hetze, Liebesbotschaften und Aktionsterminen und -Ideen bearbeiten und in Gang setzen.

    DerSinn von Querdenken für die rechte Szene sind m. E. dennoch nicht an erster Stelle die Inhalte –da versuchen sie eher, sich ein wenig Legitimation und Anschlussfähigkeit abzugreifen und ein paar Gleichgesinnte zu vernetzen. Der Sinn scheint mir vielmehr in Querdenken als relativ inhomogener und zielloser, womit auch immer unzufriedener und in Teilen sowohl naiver als auch intellektuell wehrloser Masse zu liegen, die zu Aktionsformen motiviert werden kann, die immer wieder ins Leere laufen, dabei aber in Konflikt mit der Staatsmacht geraten und sich im Zuge dessen in Teilen dann selbst radikalisieren. Der Sinn ist der radikalisierte Konflikt, also genau das, was Brüggemann dann kritisiert, ohne die Quelle des Ganzen zu benennen.

    Eine zweite Relevanzebene ist, dass sie durch ihre Unvernunft und Grenzüberschreitungen und Penetranz maximal polarisieren. Und das ist der Kern fast sämtlicher Bemühungen der Faschistoiden der letzten Jahre. Der Gedanke scheint zu sein, dass, wenn sich zwei gesellschaftliche Pole behauten und erzeugen lassen, die sich in kleinen lauten Teilen der Gesellschaft gegenüberstehen, sie selbst schon lange an einem dieser Pole bereitstehen und en passant neue Mitstreiter einsammeln. Siehe Tea Party, siehe Trump, siehe Brexit. Denn die Narrative (und Medien und Aktionen) der Trumpisten werden nahezu 1:1 übersetzt, geteilt und auf das eigene Land übertragen (auch gut sichtbar am Anteil derjenigen, die mit Trump-Devotionalien im Profil dort auf Telegram unterwegs sind).

    Die von dir angesprochenen „Assoziationsketten“ sind also mitnichten willkürlich. Vor dem dargestellten Hintergrund sind viele der heftigen Reaktionen nachvollziehbar, denn gerade auf Twitter werden diese Informationen zu Querdenken massenhaft dokumentiert und von Vielen mit nachvollzogen.

    Brüggemann mag ein ganz schlaues Kerlchen sein, aber entweder hat er das alles, wie er behauptet, gar nicht mitgeschnitten, oder er spielt ein ganz mieses Spiel. Ich hoffe auf Ersteres. Aber dann hat er auch das Spiel der Rechten Medienstrategie nit einmal im Ansatz einer solchen Analyse unterzogen, wie er das angeblich mit den Verlagsprodukten getan hat. Und wo in seiner Analyse stehen eigentlich Burda und Springer?

  16. @ Tut zur Sache

    Hmm, Ihr Kommentar lässt mich etwas ratlos zurück. Denn darin spiegelt sich genau das, was ich in meinem ersten, längeren Absatz kritisiert hatte: Keine Differenzierung zwischen „Querdenken“ (der offiziellen Gruppierung) und anderen Gruppen, die sich vielleicht aus ähnlichen Beweggründen (Ablehnung unsinniger und überzogener Massnahmen) dort anlehnen und wiederum rechten/faschistischen Gruppen, die die anderen für ihre Zwecke kapern wollen. Ich bin nicht auf Twitter oder fb unterwegs und verfolge auf Telegram nur wenige Kanäle. Keiner davon gehört zu „Querdenken“ oder anderen Gruppierungen, die damit assoziiert werden. Ich kann da also nicht mitreden, aber es erstaunt mich, dass Sie da „pars pro toto“ die lautesten/aggressivsten als stellvertretend für alle darstellen. Ist das wirklich so? Ist das alles „Querdenken“ oder könnte es da nicht auch verschiedene Gruppierungen geben, die Sie da alle in einen Topf werfen, weil ein paar üble Gestalten sich über deren Kanäle vernetzen?
    Ich habe eine Freundin, die regelmässig auf anti-Massnahmen-Demos unterwegs ist. Sie sagt mir, dass die grosse grosse Masse der Teilnehmer friedliche, entspannte, normale Leute seien. Und ihr ist es egal, wenn es Trittbrettfahrer gibt. Die sind nach ihrer Aussage deutlich in der Minderheit. Was oder wem soll ich denn jetzt Ihrer Meinung nach glauben? Einer Augenzeugin oder einer Twitter/Telegram/sonstwas-Blase? Und ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass wahrscheinlich die meisten Demo-Teilnehmer immer noch moderate Anliegen haben. Diesen Menschen einfach Naivität und ein sich-benutzen-Lassen zu unterstellen, finde ich dann doch etwas zu einfach und von oben herab, sorry. Ist Ihnen schonmal der Gedanke an „agents provocateur“ gekommen, oder ist das auch schon zu viel „Verschwörungstheorie“?
    Ich kann nachvollziehen, wenn sich gehörige Anteile der Demonstranten ob der Ohnmacht, dass es trotzdem immer schlimmer wird mit der Verleumdung ihrer Anliegen und der Verschärfung der Massnahmen, in einer Art Trotzhaltung „radikalisieren“ (Ich meine nicht diejenigen, die Polizisten angreifen, aber die die im Ton ruppiger werden und sich immer mehr einer autoritären Staatsmacht ausgeliefert fühlen), auch wenn ich das nicht unterstützen kann.
    In der allgemeinen Mediendarstellung bleibt es derzeit leider bei der undifferenzierten Assoziationskette (Demonstrant = Querdenker = Verschwörungstheoretiker = AfD- bzw. Trump-Sympathisant = Nazi = Antisemit), die ich durch Ihre Antwort auch nicht widerlegt finde.
    Halten Sie mich von mir aus für naiv oder gutgläubig. Ich bleibe dabei.

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