Zehntausende Satelliten werden in eine Umlaufbahn gebracht, auch ein Geoengineering-Experiment

Zwei Stapel mit insgesamt 60 Starlink-Satelliten auf einer Falcon‑9-Oberstufe. Bild: SpaceX

Die Raketenstarts reichern Ruß in der Atmosphäre ab, die in die Atmosphäre abstürzenden Tonnen von Satelliten vorwiegend aus Aluminium könnten ein neues Ozonloch bewirken.

Die G7-Staaten haben in ihrer Abschlusserklärung zwar erklärt, 2021 sei „ein Wendepunkt für unseren Planeten“, aber man blieb vage, wie man die vorhergesagte Erwärmung über 1,5 Grad verhindern will. Man stehe hinter Techniken und politischen Vorgaben, um den Ausstieg aus der Kohle zu beschleunigen, ein Datum wollte man dafür nicht geben. Neben vielen Themen wurde auch ausgeblendet, dass vor allem amerikanische Unternehmen Zehntausende von Satelliten in eine Umlaufbahn bringen werden. Das soll u.a. ein schnelles Internet überall ermöglichen, wird sich aber ebenso wie der Beginn der Weltraumtouristik auf das Klima auswirken.

Allein Starlink von Elon Musk wird mit SpaceX Zehntausende von Satelliten mit einem Gewicht von je 225 kg. Das sind Tausende von Tonnen. Dazu kommt der konkurrierende Oligarch Jeff Bezos, der mit Kuiper Systems 12.000 Satelliten in eine LEO-Umlaufbahn bringen will. Dazu kommen weitere Player. Es wird voll am Himmel. Zwar handelt es sich um relative kleine Satelliten, dennoch ist es viel Metall, und die vielen, billigeren Satelliten dürften auch höhere Ausfälle und eine geringere Lebenszweit haben. Starlink-Satelliten sollen alle 5 Jahre ersetzt werden. Versprochen wird, dass funktionsunfähige Satelliten nicht zur Vermehrung des bereits für die Weltraumfahrt bedrohlichen Weltraummülls beitragen, weil sie in der Erdatmosphäre verglühen würden (Auch Amazon will Tausende von Satelliten in eine Umlaufbahn schicken).

Zwar schützt die Erdatmosphäre auch vor Weltraumgestein, das in großen Mengen hereinstützt und in der Atmosphäre verglüht, wenn es sich nicht um größere Asteroiden oder Meteoriten handelt. Aber Satelliten unterscheiden sich von Gestein durch ihre chemische Zusammensetzung. Allein das verwendete Aluminium könnte wieder ein Loch in die Ozon-Schicht schlagen und die Sonneneinstrahlung auf die Erde verändern. Satellitengestütztes Breitband-Internet würde so Geoengineering, aber nicht zum Klimaschutz.

„60 Tonnen Meteoritenmaterial kommen jeden Tag“, sagt Aaron Boley, der mit Michael Byers eine in Scientific Report veröffentliche Studie verfasst hat. „Mit der ersten Generation von Starlink, müssen wir mit 2,2 Tonnen toter Satelliten rechnen, die jeden Tag in die Erdatmosphäre eintreten. Aber Meteoriten sind meist Gestein aus Sauerstoff, Magnesium und Silizium. Dier Satelliten sind vorwiegend aus Aluminium, was in Meteoriten nur sehr wenig, um die ein Prozent, enthalten ist.“ Feinstaub-Aluminium in der Atmosphäre verändert das Albedo. Daher seien „Megakonstellationen“ von Satelliten ein Geoengineering-Experiment mit ungewissem Ausgang.

Überdies werden Satelliten von Raketen in den Weltraum gebracht. Wenn es tausend Raketenstarts im Jahr gibt, dann wird mit dem Treibstoff Kerosin wie bei Falcon 9 oder Starship mit der Abgabe von Methan, aber auch mit Festbrennstoffen  zunehmend Ruß in der Atmosphäre angehäuft. Boley meint, wir seien Meister in der Unterschätzung der Auswirkungen der Menschen auf die Natur: „Wir haben ein Problem mit der Plastikverschmutzung im Ozean, wir haben eine voranschreitende Klimaerwärmung als Folge unserer Aktionen und unserer Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre, und wir sind im Begriff, dieselbe Art des Fehlers bei unserer Nutzung des Weltraums zu machen.“ Was fehlt, ist eine globale Regulierung des Weltraums über die bestehende internationalen Vereinbarungen hinaus, die weitgehend zahnlos sind und den Weltraum  einem neuen Wilden Westen machen.

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