Ausstieg aus der NATO - oder Finis Germaniae

Katastrophen und Oasen. Essays, Briefe, Gedichte


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Rolf Hochhuth führt immer etwas im Schilde, so sagt man. Auch mit seinem jüngsten Einwurf sorgt der Dramatiker einmal mehr für Aufsehen. Deutschland, mahnt er, darf sich an der wieder aufflammenden Kriegstreiberei nicht beteiligen, es muss vielmehr ein klares Zeichen setzen, und das heißt: Raus aus der NATO! Denn das ehemalige Verteidigungsbündnis habe nach dem Ende des Kalten Krieges keine Existenzberechtigung mehr, vielmehr müsse man sich stärker noch um den Frieden bemühen, gerade mit Russland.

Doch das ist nur eines von vielen Anliegen in Hochhuths neuestem Buch, das auch messerscharfe Analysen und Betrachtungen der letzten Jahre aufgreift, die nichts an Aktualität eingebüßt haben, z. B. über den Verfall kultureller Werte oder den Niedergang der Demokratie. Sie können auch als Appell an die vielseits abhanden gekommene Zivilcourage verstanden werden.

Nach mehr als zehn Jahren meldet sich Hochhuth mit dem vorliegenden "Ausstieg aus der NATO" an der gesellschaftskritischen Front zurück. Aber auch das Schöne, etwa in Form erotischer Liebesgedichte, bekommt seinem Platz - und selbst hier darf die provokante Note nicht fehlen. Nebenbei ermöglicht die Zusammenstellung überraschende Einblicke in die Psyche dieses großen Denkers.

Rolf Hochhuth
Fritz J. Raddatz nannte ihn einen «Kaltnadelradierer der Poesie, schmucklos, scharf ritzend, aber nicht ätzend … ein besessener Aufklärer, wo er die Täter am Werk sieht, ob Diktatoren oder Shareholder.» Rolf Hochhuth war einer der erfolgreichsten Dramatiker des heutigen Theaters – mit sicherem Gespür für brisante Stoffe und Themen. Am 1. April 1931 in Eschwege geboren, erzielte er mit dem «christlichen Trauerspiel» Der Stellvertreter Internationalen Erfolg. Es thematisiert die Rolle der katholischen Kirche, speziell die von Papst Pius XII., im Zweiten Weltkrieg. Als rigoroser «Moralist und Mahner» setzte sich Hochhuth mit aktuellen politisch-sozialen Fragen auseinander; in einer Vielzahl offener Briefe plädierte er für die «moralische Erneuerung» der Politik. Er verfasste ein umfangreiches dramatisches, essayistisches und lyrisches Werk. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Kunstpreis der Stadt Basel (1976), dem Geschwister-Scholl-Preis (1980), dem Lessing-Preis der Freien Hansestadt Hamburg (1981), dem Elisabeth-Langgässer-Preis (1990) und dem Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache (2001). Hochhuth starb am 13. Mai 2020 in Berlin.