Die Macht der Mächtigen oder Die Macht der Machtlosen

  • Wieser Verlag GmbH
  • Softcover
  • 82 Seiten
  • 22,0 cm x 12,5 cm
  • Erscheinungsdatum: 31.01.2006
  • Artikelnummer 978-3-85129-601-3

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Die Freunde und Weggefährten GruSa und Havel ziehen in einem öffentlichen Gespräch im rahmen eines Symposions, das die Diplomatische Akademie Wien gemeinsam mit dem österreichischen P.E.N.-Club veranstaltet hat, Ende November 2005, in Wien, Bilanz über 27 Jahre tschechischer, tschechoslowakischer, mitteleuropäischer und europäischer Entwicklung. Ist die Fragestellung und sind die Werte, die Václav Havel vor 27 Jahren in seinem nachdenklichen Text "Die Macht der Machtlosen" anstellt und propagiert, lange bevor er als Präsident der Tschechoslowakei an die Macht kam, heute überholt, wurden sie damals als programmatische Schrift verfasst? Havel hat die Macht der Mächtigen und die der Machtlosen erlebt, als Präsident und Dissident. Wie steht es um die Macht der Mächtigen heute, nachdem der Dichter Havel nicht mehr Präsident ist, und war er als Präsident ohnmächtig?

Sind die Aufrufe zur Achtung des Bürgers und des einzelnen Menschen durch den Erweiterungsschritt in Europa nicht mehr aktuell, oder kann aus der besonderen Situation, in der Václav Havel vom Dichter zum Präsidenten wurde, auch Allgemeines abgeleitet werden? Und nicht zuletzt, wenn die Gedanken vor 27 Jahren der Anstoß für eine der größten Veränderungen des letzten Jahrhunderts waren, kann dann heute geschlussfolgert werden, dass für die zukünftige europäische Entwicklung auch vom Wort und der Vision jene Kraft ausgeht, die zwar eine Revolution nicht mehr notwendig macht, und wenn, dann höchstens eine sanfte?

Wie steht es heute um die Macht der Worte, wie um die der Literaten? Kann man Dichter und Politiker zugleich sein, oder hat György Konrad Recht, der den Schriftsteller als Antipolitiker sieht? Auch Ji r í Gru S a stellt die Frage: Inwiefern hat Václav Havel die Dramaturgie und seine theatralische Gabe geholfen, sich auf das Amt des Präsidenten einzustellen? Hat ihm der Schriftstellerberuf genützt, den Präsidentenberuf auszuüben?

"Mit vereinten Kräften?" Internationales Symposium
Ein Symposium über die Rolle der Nationalliteraturen bei der Entstehung mitteleuropäischer Nationalismen mit Ji r í GruSa, Václav Havel, György Konrád, Paul Lendvai, Michael Ley, Wolfgang Müller-Funk, Dragan Velikic u. a.

Das Buch zum Symposium erscheint in der Reihe "Favorita Papers" der Diplomatischen Akademie Wien.

Václav Havel
Geboren am 5. 10. 1936 in Prag. Wegen seiner Herkunft aus einer «bourgeoisen», nach dem kommunistischen Umsturz 1948 enteigneten Familie konnte Havel nur auf Umwegen Ober- und Hochschulbildung erlangen. 1951 Lehre als Chemielaborant. 1954 Abitur an einer Abendschule. 1955 debütierte er mit Kritiken in der Zeitschrift «Kveten» (Mai), später publizierte er in allen wichtigen tschechischen Literaturzeitschriften. 1959 schrieb er sein erstes Stück, den Einakter «Rodinný vecer» (Familienabend). Nach der sowjetischen Okkupation widersetzte er sich der neostalinistischen Gleichschaltung, bekam Publikationsverbot, wurde wegen der Beteiligung an zahlreichen Protestaktionen schikaniert, geheimpolizeilich observiert und schließlich 1977, als Mitbegründer und Sprecher der Charta 77, zu vierzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Danach Hausarrest aufgrund fortgesetzter Aktivitäten als Bürgerrechtler (Gründung des «Komitees für die Verteidigung zu Unrecht Verfolgter» und Veröffentlichungen im Ausland. 1979 Verurteilung zu viereinhalb Jahren Haft, von der ihm nur die letzten Monate wegen einer lebensgefährlichen Erkrankung erlassen wurden. Weil er im Januar 1989 eine Gedenkveranstaltung für Jan Palach mitorganisierte, der sich 1969 aus Protest gegen die Okkupation des Landes selbst verbrannt hatte, wurde Havel erneut festgenommen und zu neun Monaten verschärfter Haft verurteilt; nach weltweiten Protesten Entlassung im Mai. Am 29. 12. 1989 Wahl zum Präsidenten der CSFR. Auszeichnungen: Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur (1969); Ehrenpreis der Société des Auteurs, Frankreich (1981); Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1989); Simon-Bolivar-Preis, Venezuela (1990); Rotary-Preis, USA (1990); «Olof-Palme-Preis für öffentliche Verdienste», Schweden (1990); Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen (1991). Verstorben 2011 in Hrádecek, Tschechien.