Der Westen befindet sich seit langem in einer tiefen Krise und sucht heute seinen Hegemonieanspruch mit wachsender Aggressivität nach innen und außen zu verteidigen. Die von ihm bekundeten Werte werden dabei immer deutlicher als Heuchelei erkennbar. Das gilt besonders für die zivilisatorischen Leitideen einer egalitären Demokratie und eines egalitären Völkerrechts. Ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt haben sie ihre friedenssichernde Kraft verloren. Rainer Mausfeld zeigt hinter schweren Zivilisationsbrüchen der Gegenwart historische Kontinuitäten auf. Im Zentrum steht dabei die Ideologie des westlichen Exzeptionalismus, die westlichen Machteliten schon seit Jahrhunderten dazu dient, ihren globalen Machtanspruch hinter der Maske eines Kampfes für 'zivilisatorische Werte' zu verbergen.
Rainer Mausfeld ist Professor an der Universität Kiel und hatte bis zu seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung inne. In seinen gesellschaftspolitischen Beiträgen beschäftigt er sich mit der neoliberalen Ideologie, der Umwandlung der Demokratie in einen autoritären Sicherheitsstaat und psychologischen Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements. Mit seinen Vorträgen (u.a. Wie werden Meinung und Demokratie gesteuert? und Die Angst der Machteliten vor dem Volk) erreicht er Hunderttausende von Zuhörern. Im Westend Verlag erschienen zuletzt seine Bestseller Warum schweigen die Lämmer? (2018), Angst und Macht (2019) und TamTam und Tabu (gemeinsam mit Daniela Dahn, 2020).