Die Zuversicht der europäischen Aufklärung war auf den menschlichen Verstand gerichtet. Der immer besser ausgebildete Geist der Moderne sollte ein immer verlässlicheres Bild von der Realität zeichnen und Politik sich mit ihren Forderungen innerhalb der fassbaren Welt bewegen. Dem Recht kam die Aufgabe zu, einen ethisch fundierten, wissenschaftlich begründbaren und praktischen Handlungsrahmen für jedermann zu bieten. Doch statt mit diesem optimistischen Faden des Fortschritts emsig weiterzunähen, sinkt die hoffnungsvolle Moderne inzwischen zurück in gefühlige Glaubenserwägungen, verliert sie sich in Postfaktischem und Kontrafaktischem, tritt verantwortungslos Surreales an die Stelle demütigen Funktionsverbesserns. Die Weltgesellschaft ist von Irrationalität erfasst. Aber es gibt Auswege.
Carlos A. Gebauer ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Medizinrecht in Düsseldorf. Als Prozessvertreter, Publizist und Kongressredner sammelt er im Dialog mit Betroffenen seine Eindrücke.