Beute & Gespenst

Lebenswelten im Neoliberalismus

  • Bertz + Fischer
  • Softcover
  • 192 Seiten
  • 19,5 cm x 12,5 cm
  • Erscheinungsdatum: 30.04.2021
  • Artikelnummer 978-3-86505-760-0

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Neoliberalismus ist weit mehr als nur eine ökonomische Ordnung, er prägt und formt alle Lebensverhältnisse und die Individuen selbst. Die Mechaniken des Neoliberalismus und des Finanzkapitalismus sind nicht die alleinigen Bauelemente unserer Wirklichkeit, sondern es sind ebenso konkrete Menschen in konkreten Situationen, und es sind Dinge, Worte und Bilder, die zwischen ihnen hin und her wechseln, die immer in das Innenleben, in Emotionen und Geist wirken. Es geht darum, wie Identitäten und Lebensformen entstehen, die Ausdruck von Kapital, Produktivität und »Kreativität« sind, alle in einem einzigen Ziel vereint: Dass »es« weitergeht.
Damit das Weitergehen geschmeidig bleibt, verändert der Neoliberalismus die kulturellen und semantischen Einrichtungen, die dem Staat einst Stabilität verliehen: Sie sind durch ihre Ökonomisierung und »Privatisierung« zu Marktinstrumenten geworden, denen an der Ordnung weniger als am Profit gelegen ist. In die Bresche springt ein neuer Rechtspopulismus, mit seinen »identitären« Angeboten, seinen Verschwörungsphantasien und Sündenböcken und mit seinen Widerspiegelungen in den gierigen Mainstream-Medien.
Die Autoren erkunden die subjektiven Faktoren: Sie erörtern die Frage, wie sich Neoliberalismus anfühlt, wie er das Sehen, Hören und Empfinden durchdringt, wie er dem Einzelnen sogar zu einer Person zu werden verspricht. Von den Dingen geht eine neue »magische« Kraft aus, sie sind nicht mehr äußere Materie, äußerer Schein und äußerer Sinn, sondern auch Teil des Subjekts.
Zugleich ist die Atomisierung (und virtuelle Vernetzung) des Subjekts in einem absurden Grad fortgeschritten; man lebt nicht in der Gesellschaft und in einem Staat, sondern man lebt trotz der Gesellschaft und trotz des Staates. Deswegen stellt sich zu guter Letzt die Frage: Wie kann das Subjekt überleben? Und vor allem: Wie kann es mehr als bloß überleben?

Markus Metz
Markus Metz, geboren 1958, Studium der Publizistik, Politik und Theaterwissenschaft an der FU Berlin, arbeitet als freier Journalist und Autor vorwiegend für den Hörfunk.

Georg Seeßlen
Georg Seeßlen, geboren 1948, Publizist. Texte über Film, Kultur und Politik für »Die Zeit«, »Der Spiegel«, »taz«, »konkret«, »Jungle World«, »epd Film« u.v.a. Zahlreiche Bücher zum Film und zur populären Kultur, u.a.: »Martin Scorsese« (Reihe film: 6); »Quentin Tarantino gegen die Nazis. Alles über inglourious basterds«; »Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität« (zusammen mit Markus Metz); »Tintin, und wie er die Welt sah. Fast alles über Tim, Struppi, Mühlenhof & den Rest des Universums«; »Sex-Fantasien in der Hightech-Welt« (3 Bände) und »Das zweite Leben des ›Dritten Reichs‹. (Post)nazismus und populäre Kultur« (2 Bände). »Lars von Trier goes Porno«.