Das liberale Zeitalter endet. Wir leben im INTERREGNUM, der Zeit zwischen zwei politischen Ordnungen. Der Optimismus, der auf den Zusammenbruch der kommunistischen Regime folgte, ist längst einem bedrückenden Gefühl des Niedergangs gewichen. Moralismus, ideologische Frontenbildung und ein aktivistischer Staat treten an die Stelle klassisch-liberaler Werte. Was auf das Interregnum folgen wird, wissen wir nicht. Aber der Blick in andere Länder und Kontinente lässt die Elemente einer neuen Ordnung erkennen: Sozialkonservatismus in Polen, "Disneyland mit Todesstrafe" in Singapur oder ein imperialistisches Russland, das im Bund mit China eine neue antiwestliche Achse bildet. Oder droht uns eine hyperliberale Postdemokratie, in der die Freiheit des Einzelnen neuartigen Staatszielen - Klimagerechtigkeit, Vielfalt, Transhumanismus - untergeordnet wird? Welche Entwicklungen können wir bereits in Deutschland betrachten?
Kolja Zydatiss (*1989) studierte Psychologie, Neurowissenschaft und Statistik. Er ist gesellschaftspolitischer Sprecher des liberalen Debatteninstituts Freiblickinstitut. Seit 2016 arbeitet er mit wechselnden Aufgaben für verschiedene Online- und Printmedien, wie „Novo Argumente“ oder „Achse des Guten“. In Letzterem erscheint aktuell seine Kolumne „Der/die Ausgestoßene der Woche“, die sich mit aktuellen Fällen der Cancel Culture beschäftigt.Der Schwerpunkt seiner Arbeit als freier Autor ist die heutige doppelte Krise der Politik, in der weder die bürgerlichen Eliten noch „die Massen“ sonderlich vital erscheinen und eine neue, abgehobene „Expertenklasse“ den Status quo mehr schlecht als recht verwaltet.